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2:0 am grünen Tisch
Niederwenigern ist nach Urteil aufgestiegen

Niederwenigern: SF sind nach Urteil aufgestiegen
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Seit Dienstagabend gehören die Sportfreunde Niederwenigern der Landesliga an. Friedrich-Wilhelm Stelkens verkündete das Urteil der Bezirksspruchkammer.

Das am 20. Mai abgebrochene Bezirksliga-Spitzenspiel zwischen Niederwenigern und dem TVD Velbert wird mit 2:0 für die Sportfreunde gewertet. Die Gäste haben den Spielabbruch verschuldet.

Vereinskassierer Markus Bürvenich ballt die Faust. Der Vorsitzende Hans-Peter Walter, der an diesem Tag Geburtstag feiert, zückt sein Handy. Die Nachricht muss raus. Trainer Jürgen Margref und Spielführer Kevin Moysich klatschen sich ab. Der ersehnte Aufstieg ist geschafft. Von lautem Jubel jedoch keine Spur. Denn Stelkens begründet das Urteil.

Verbale Entgleisungen

Und dabei wird der erfahrene Sportrichter sehr emotional. „Das, was dort passiert ist, hat auf einem Sportplatz nichts zu suchen“, ereifert sich Stelkens. Die verbalen Entgleisungen von persönlichen Anfeindungen bis zu rassistischen Beleidigungen sind für den Vorsitzenden der Spruchkammer ein Spiegelbild der Gesellschaft. „Das durchzieht die ganze Republik wie einen roten Faden. Es ist schlimm.“ Er sei erschüttert gewesen, als er am Spielabend gegen 20 Uhr vom Verbandsbeobachter den Anruf erhalten habe, dass das Spiel abgebrochen worden sei. „Ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut“, kann Stelkens es noch immer nicht fassen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich beide Parteien nach dem Hinspiel schon einmal vor der Spruchkammer trafen.

Gefunden auf …

24 Minuten lang dauert die mündliche Begründung. Ein Klacks gegenüber der eigentlichen Verhandlung. Hatten beide Parteien am 20. Mai schon vier Stunden vor dem Richtertisch gesessen, folgen jetzt noch einmal drei Stunden. Hinzu kommt fast eine Stunde, in denen sich die Mitglieder Spruchkammer zur Beratung zurückziehen.

Lange Stunden, in denen nur wenig Neues, geschweige denn Verwertbares herauskommt. Die TVD-Zeugen reiten immer wieder das gleiche Pferd: Die Velberter Spieler hatten Angst. Es waren zu wenig Ordner im Einsatz. Und die teilweise angetrunken. Es ist ihre einzige (minimale) Chance, das Spiel noch am Grünen Tisch zu drehen.

So sollen mindestens zwei ältere Ordner mit einer Bierflasche in der Hand gesehen worden sein. „Einer von beiden hat vor drei Jahren einen Herzinfarkt erlitten und trinkt seitdem keinen Alkohol mehr“, kann Bürvenich in der Beratungspause nur mit dem Kopf schütteln.

Stelkens liest („erstmals in 41 Jahren“) aus einem Zeitungsartikel vor, in dem Velberts Trainer Salvatore Prestipino damit zitiert wird, dass nicht die Spieler, sondern die Abteilungsleitung dafür gesorgt hätte, dass der TVD das Spiel nicht fortsetzte. Davon wollte Prestipino im Laufe des Verfahrens nichts mehr wissen. Er sei falsch zitiert worden, hatte er am ersten Verhandlungstag geäußert.

Ein Video des Spiels wird nicht als Beweis verwendet. Das, so Stelkens, habe die Fifa nur bei Strafverfahren gegen Spieler vorgesehen. So kommt es auf die Aussagen an.

Ein Velberter Zuschauer sagt zunächst, es habe ihn verwundert, dass der Schiedsrichter das Spiel überhaupt unterbrochen hätte, weil doch nichts Tragisches geschehen sei. Um anschließend festzustellen, wie sehr die TVD-Kicker beleidigt und eingeschüchtert worden seien.

Kein Videobeweis

Lutz Henrich, stellv. Jugendleiter der Velberter, gibt zu Protokoll, dass er mit zehn 12- bis 14-jährigen C-Jugendlichen das Spiel verfolgte. „Die haben laute Stimmung gemacht.“ Auf Nachfrage von Stelkens, was denn Stimmung machen bedeute, räumt er ein, dass sich die Kinder verbal mit den Ordnern angelegt hätten. „Haben die das von Ihnen gelernt?“, fragt Stelkens. Zudem hatte Henrich das Gefühl, dass wenigstens der erste Ordner angetrunken war. Außerdem seien es wenig Ordnungskräfte gewesen. Mehr als eine Hand voll Ordner für zehn 12- bis 14-jährige Jungen und ein paar Erwachsene?

Letztlich, so Stelkens, in seiner Urteilsbegründung seien nur die drei Schiedsrichter die „einzigen objektiven Personen“. Und die hätten klar und übereinstimmend ausgesagt: Das Spiel sollte fortgesetzt werden und der TVD Velbert weigerte sich, wieder den Platz zu betreten.

So schließt der sichtlich mitgenommene Vorsitzende Friedrich-Wilhelm Stelkens um 23.03 Uhr die Sitzung. Und Hans-Peter Walter kann noch eine Stunde seinen Geburtstag feiern – oder den Aufstieg.

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