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FCR 2001 Duisburg
Die Wochen der Entscheidung beginnen

FCR: Interview vor den Potsdam-Spielen
Hansa Rostock
14:00
Rot-Weiss Essen
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Vor den Wochen der Entscheidung sprach RevierSport mit Bernd Schröder, Coach von Turbine Potsdam, und Martina Voss-Tecklenburg, Trainerin des FCR Duisburg.

Worin unterscheiden sich die beiden Teams?

Voss-Tecklenburg: In Potsdam sind viele Spielerinnen in der Lage Tore zu schießen. Wir haben nur drei bis vier wirklich gefährliche Torschützinnen. Und dann unterscheiden sich natürlich die Spielsysteme komplett. Potsdam spielt mit einer Dreierkette. Ihr 3-4-3-System ist in Deutschland und Europa einmalig.

Schröder: Duisburg verfügt eindeutig über mehr Routine. Ansonsten würde ich nicht sagen, dass es große Unterschiede gibt. Beide spielen sehr offensiven Fußball. Und Duisburg kann sich besser aus einer misslichen Lage herausziehen. Wir beschäftigen uns in solchen Situationen zu lange mit unseren Fehlern.

Welche Spielerin des Gegners würden Sie sich für ihren Kader wünschen?

Voss-Tecklenburg: Fatmire Bajramaj. Ich hoffe, dass Lira irgendwann in ihre Heimat zurückkommt und wieder für den FCR spielt. Aber Potsdam hat auch viele andere tolle Spielerinnen. Im Großen und Ganzen kann ich nur betonen: Jede Spielerin des FFC ist bei uns herzlich willkommen.

Wunschspielerin von Schröder: Simone Laudehr (RS-Foto: mmb).

Schröder: Ganz klar Simone Laudehr. Sie verfügt über eine unglaubliche Dynamik und Schnelligkeit und bringt alles mit, was man als Mittelfeldspielerin haben muss. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber sie würde uns auf der linken Seite sicherlich unterstützen.

Haben die Duisburgerinnen im DFB-Pokal einen Vorteil, da sie zu Hause spielen? In der Champions League können sie ebenso vorlegen.

Voss-Tecklenburg: Das denke ich schon. Heimspiele sind immer schöner. Die Mädels schlafen lieber zu Hause als in einem Hotel. Außerdem haben wir mehr Fans auf unserer Seite. Ich glaube, dass der Vorteil in der Champions League nicht ganz so groß sein wird. Bei den Frauen spielt es nicht so eine große Rolle, ob man ein Heim- oder ein Auswärtsspiel zuerst hat.

Schröder: Im DFB-Pokal ganz klar. Man darf ja nicht nur das Spiel sehen, sondern muss das Gesamtpaket betrachten. Hinzu kommt die Reise oder die Hotelübernachtung. Viele Frauen fühlen sich zu Hause einfach besser aufgehoben, wenn die Mama nochmal einen Tee kocht oder ein gutes Frühstück vorbereitet. Außerdem haben sie beim Spiel die moralische Unterstützung von vielen Verwandten und Freunden. Um etwas Kontinuität in die Auswärtsfahrt zu bringen, gehen wir im Ruhrgebiet zumindest immer in das gleiche Hotel. In der Champions League ist es gerecht aufgeteilt. Wir können dafür im Rückspiel in Potsdam noch Fehler korrigieren und gegebenenfalls Tore besser aufholen.

Oder geht Potsdam gestärkt in die Partien, weil sie die Generalprobe in der Bundesliga gewonnen haben?

Darf gerne nach Duisburg zurückkommen: Lira Bajramaj (Foto: firo).

Voss-Tecklenburg: Das ist nicht unbedingt ein Nachteil für uns. Vielleicht fühlen sie sich ja auch zu sicher. Wobei ich das nicht glaube, dafür war das Ergebnis zu knapp. Ich sehe Potsdam keinesfalls als Favorit. Wenn wir unsere Tore machen, dann ist alles drin. Die Spiele werden alle super eng und spannend sein. Allerdings werden sie geprägt sein von Taktik.

Schröder: Nein, das glaube ich nicht. Fußballspiele sind immer Momentaufnahmen und die Bundesliga ist Schnee von gestern. Wie haben wir überhaupt nochmal gespielt? Ernsthaft: Wir gehen mit völlig neuen Zielsetzungen in die nächsten Wochen.

Angenommen Ihr Team gewinnt. Welchen Gegner würden Sie sich für die Finals wünschen?

Voss-Tecklenburg: Ich würde es Essen gönnen, wenn sie den Einzug ins Finale schaffen würden. Wir arbeiten in verschiedenen Bereichen zusammen und haben ein gutes Verhältnis. Jena stehe ich zwar auch mit viel Respekt gegenüber, die haben in den letzten Jahren viel erreicht. Aber da schlägt mein Herz dann doch mehr für NRW.

Schröder: Ohne Jena zu nahe treten zu wollen: Das Schlimmste wäre, wenn zwei Ostmannschaften im Finale in Köln spielen würden, denn wir hätten nur wenige Fans. Es ist wichtig, dass zwei Teams im Finale stehen, die den Frauenfußball in Deutschland vernünftig vertreten. Egal ob Jena oder Essen, beide würden gegen uns um ihr Leben spielen. Sie haben beide noch nie im Finale um den DFB-Pokal gestanden. In der Champions League wäre Lyonnais der attraktivere Gegner.

Haben Sie das Geschehen beim Gegner in der letzten Zeit mehr verfolgt als üblich?

Voss-Tecklenburg: Ich verfolge das Geschehen in Potsdam sowieso sehr aufmerksam. Sie sind ein direkter Konkurrent, da möchte ich informiert sein. Vor jedem Spiel gucke ich mir das Videomaterial mehrmals an. So werde ich das auch jetzt machen. Vielleicht muss ich jetzt nur etwas genauer hinschauen, weil ich den Gegner gut kenne, damit ich nichts übersehe.

Voss-Tecklenburg wünscht sich das Finale FCR gegen SGS (RS-Foto: mmb).

Schröder: Eine besondere Beobachtung gab es nicht. Wir wissen, wie die Duisburgerinnen spielen. Außerdem hatten wir das Meisterschaftsspiel ja zur richtigen Zeit. Da konnten wir den Gegner nochmal genau unter die Lupe nehmen. Das gilt natürlich für beide Seiten. Und das Spiel gegen Frankfurt haben wir uns mit der gesamten Mannschaft angeguckt.

Ein Wort über Ihre/n Trainerkollegin/n.

Voss-Tecklenburg: Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung und was er in Potsdam erreicht hat. Er lebt Frauenfußball seit Jahren und ist für die Entwicklung eine ganz wichtige Person. Ich kann nur den Hut vor ihm ziehen; mit welcher Hingabe er sich dem Frauenfußball verschrieben hat. Er tut immer seine Meinung kund, mit der man nicht immer übereinstimmen muss, und übernimmt dadurch viel Verantwortung. Schröder: Martina Voss-Tecklenburg ist in einer komfortablen Situation. Sie ist noch nicht so lange Trainerin und hat im letzten Jahr direkt das Double mit DFB- und UEFA-Pokal geholt. Sie hat für eine gute Mannschaft das richtige Spielsystem gefunden. Im vergangenen Jahr hat der FCR am überzeugendsten gespielt. Dass er nicht Meister geworden ist, lag allein an der Mehrfachbelastung, in drei Wettbewerben zu spielen. Ich kenne sie ja auch noch als Spielerin in Duisburg. Diese Erfahrung bringt sie mit in die Mannschaft ein und gibt dem Nachwuchs eine Chance.

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