„Religiös betrachtet stellt mich die Mannschaft auf harte Probe“, schüttelt er den Kopf.
Doch aufgrund der langen Verletztenlist sind dem Trainer die Hände gebunden. „Normalerweise gibt es zwei Möglichkeiten“, hebt Wißel an. „Erstens: Ich schmeiße Leute raus. Zweitens: Ich sichere nach hinten ab, damit wir bloß kein Tor kriegen. Aber beide Varianten treffen bei uns nicht den Kern. Das Problem liegt im Schädel.“ Denn seine Elf scheint immer noch nicht den Ernst der Lage erkannt zu haben. Aber wie soll der Negativlauf gestoppt werden? „Ich mache aus einem leidlich veranlagten Fußballer sicherlich keinen Albert Einstein“, merkt der ehemalige Essener Rot-Weiße an: „Aber ich versuche, ihnen das Selbstvertrauen einen Einsteins zu geben.“
Und der Nobelpreisträger hat einmal gesagt: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn das Wissen ist begrenzt.“ Wißel: „Die Jungs müssen einfach an ihre Stärken glauben. Angst ist allerdingsein schlechter Ratgeber. Damit gewinnt man keine Spiele. Doch die Angst nimmt man nicht mit einem Rucksack aufs Feld.“
Und deswegen versucht er, dass Selbstbewusstsein der Truppe zu stärken. „Die Jungs können es doch eigentlich, nur müssen sie es auch mal zeigen.“ Am besten schon gegen RWE II. „Wir haben genug geredet, jetzt will ich etwas sehen“, fordert Wißel eine Reaktion.
Er selbst hat sie bereits gegeben. Denn Marcel Grote wird gegen Essen nicht mehr zwischen den Pfosten stehen. „Ich bringe Torben Gunkel“, bestätigt Wißel den Torwart-Wechsel: „Torben war im letzten Jahr vorne und hat gespielt. Nach ein paar Unsicherheit habe ich getauscht. Jetzt ist es genau umgekehrt.“
Im Derby gegen die Rot-Weissen kann die Mannschaft jetzt zeigen, ob sie - ganz wie Einstein - ein Spätzünder ist. Dann hätten auch Wißels biblische Prüfungen endlich ein Ende.
