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S. Bender im Interview
"Die Bundesliga ist kein Kindergeburtstag"

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BVB: "Die Bundesliga ist kein Kindergeburtstag"
FC Augsburg
15:30
Borussia Dortmund
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Sven Bender spricht im RS-Interview über den Konkurrenzkampf mit Bruder Lars, die Königsklasse, die Meisterschaft und richtet eine Kampfansage an die Bayern.

Aber ganz am Anfang Ihrer Karriere haben Sie doch sicher davon geträumt, einmal die Meisterschale in die Luft stemmen zu dürfen? Nein. Wir haben zwar die Spiele im Fernsehen angeschaut, und natürlich war das toll, wenn am Ende der Meister gekürt wurde, aber vorher siehst du doch die ganze Saison über gute Spiele und denkst dir ‚da will ich auch hin‘. Die Schale kommt erst ganz am Ende.

War das Spiel gegen Nürnberg, als Sie die Meisterschaft perfekt gemacht haben, dennoch das Schönste der letzten Saison? Das war auf jeden Fall einer der schönsten Momente in meinem Leben. Da gibt es diesen Moment, in dem du weißt, jetzt bist du es. Jetzt hast du geschafft, worauf du das ganze Jahr hingearbeitet hast, oder eigentlich sogar schon länger. Das, worauf du über Jahre hingearbeitet hast. Ich kann mich nur erinnern, dass wir 2:0 geführt haben und dass dann diese Stadiondurchsage kam, dass Köln 2:0 führt. Das hat man natürlich mitbekommen, weil plötzlich alle gejubelt haben. Ich muss ehrlich sagen: so eine Gänsehaut hatte ich noch nie in meinem Leben. Aber das ging wahrscheinlich allen so, die damals im Stadion waren. Das war ein ganz spektakulärer Moment. Das werde ich nie vergessen.


Gibt die Erinnerung an Erlebnisse wie diese auch Auftrieb in der aktuellen Saison. Zum Beispiel in Phasen in denen es nicht so läuft?

Nein, eigentlich hat man keine Zeit, um darüber nachzudenken, was mal war. Was bringt es einem Spieler zu denken ‚okay, ich war letztes Jahr Deutscher Meister‘? Jede Saison schreibt ihre eigenen Geschichten. Natürlich war der Saisonstart nicht einfach, aber dann haben wir wieder unseren Job gemacht und die Wende geschafft.

Und jetzt schaffen Sie auch in der Champions League die Wende? Das wäre gut, ist doch klar. Und das ist auch unser Ziel. Aber wir können nichts anderes machen, als unsere Spiele gewinnen. Und dann müssen wir abwarten.

Woran lag es denn, dass es in der Königsklasse zunächst nicht lief. Lag es an der mangelnden Erfahrung, an den starken Gegnern oder an dem großen Respekt vor dem Wettbewerb? Ich glaube nicht, dass es uns an Erfahrung fehlt. Warum auch? Wenn man über eine gesamte Saison so einen Fußball spielt wie wir im letzten Jahr, wer eine Liga auf diese Weise dominiert hat, der braucht keine Angst haben. Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Wir durften letzte Saison schon internationale Luft schnuppern und haben uns auch da schon gut verkauft. Das ist kein Erfahrungsproblem. Vielmehr war es so, dass wir uns selber das Leben schwer und uns mit eigenen Fehlern das Spiel kaputt gemacht haben. Es lag nicht daran, dass die Gegner so stark waren, wir haben als Mannschaft in den entscheidenden Momenten Fehler gemacht und verloren. Vielleicht ist das noch ein kleiner Unterschied zur Bundesliga, dass die anderen Mannschaften unsere Fehler noch rigoroser ausnutzen.

Sind die anderen Mannschaften einfach abgezockter? Dass es einen Unterschied gibt zwischen Champions League und Bundesliga ist klar. Das sind alles abgezockte Mannschaften, die wissen was Sache ist und jeden Fehler ausnutzen. Aber wir haben auch die Qualität, Fehler der anderen Mannschaften auszunutzen. Das haben wir auch gegen Piräus gezeigt.

Während Marseille und Arsenal, in ihren Ligen große Probleme haben, läuft es beim BVB in der Bundesliga wieder richtig gut. Wäre es Ihnen andersherum lieber? Na ja, bei uns hat doch jeder gesagt, dass wir das Hauptaugenmerk auf die Liga richten. Es hilft doch nichts, wenn wir in der Champions League weit kommen und in der Bundesliga geht dafür gar nichts. Das ist nicht das, was wir wollen. Klar ist: Wir schauen darauf, dass wir in der Bundesliga gut aussehen, dennoch wollen wir auch in der Champions League weit kommen. Bislang ist die Ausbeute nicht so gut, aber jetzt haben wir noch zwei Spiele und müssen sehen, dass da noch was geht.

In der Bundesliga scheinen die Bayern das Maß aller Dinge - oder sehen Sie sich schon wieder auf Augenhöhe? Die Bayern spielen auf jeden Fall einen sehr guten Fußball und stehen verdient da oben. Aber wir sind spielerisch schon die ganze Zeit sehr ordentlich und haben uns jetzt ein bisschen festgesetzt da oben. Auf jeden Fall muss man uns absolut ernst nehmen. Wir zeigen seit Wochen, dass mit uns durchaus zu rechnen ist.

Zu rechnen ist scheinbar auch mit Ihnen. Nach zehn Spielen haben Sie bereits ein Tor und vier Vorlagen auf dem Konto. Woher kommt diese plötzliche Torgefahr? Ich habe doch immer schon gesagt, dass es mir nicht verboten ist Tore zu schießen. Und natürlich gilt auch: es ist mir nicht verboten Tore vorzubereiten. Ich habe auf jeden Fall noch Potenzial mich weiterzuentwickeln. Und dazu gehört es auch, mehr Tore vorzubereiten.

Liegt die neugewonnene Torgefahr auch daran, dass Sie nach dem Abgang Nuri Sahins mehr Freiheiten haben? Nein, die hatte ich vorher auch. Vielleicht war ich in der letzten Saison einfach einen kleinen Tick weiter hinten und deswegen nicht so oft in der Nähe des gegnerischen Tores. Das könnte sein.

Vielleicht trauen Sie sich als Führungsspieler auch einfach mehr zu? Na ja, was heißt Führungsspieler? Gerade daran muss ich ja noch arbeiten. Ich muss auf dem Platz eine Führungsrolle übernehmen und noch viel mehr dirigieren. Ich verlange von mir, dass ich mich noch viel mehr einbringe. Dann spielt das Alter nämlich auch gar keine Rolle mehr.

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