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Schalke 04: Kördell
„Es wird Zeit, dass sich das Team beeilt“

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Schalke 04: Kördell im Interview
FC Schalke 04
13:00
SpVgg Greuther Fürth
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Heiner Kördell ist eine lebende Schalker Legende. Als einer der wenigen „Knappen“ war er tatsächlich ein Bergarbeitersohn und wurde 1958 Deutscher Meister.

Warum kamen Sie trotzdem nur zu einem Länderspieleinsatz?

Schalke schickte mich zwar gerne zu den Lehrgängen, aber ich durfte nicht spielen. S04 wollte mich nämlich für die Europapokalspiele schonen. Bei einer Reise nach Ägypten hat es dann endlich mit dem Debüt geklappt. Ich war einer von acht Neulingen. Leider haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert und 1:2 verloren. So blieb es bei dem einen Einsatz. Aber ich bin froh, dabei gewesen zu sein.

Warum sind Sie eigentlich nur sechs Jahre auf Schalke geblieben?

Was heißt denn nur? Das ist schon eine Zeit. Auch damals gab es schließlich Spielervermittler und Handgelder für Transfers. Und so bin ich 1962 auch zu Schwarz-Weiß Essen transferiert worden.

War der Wechsel im Nachhinein ein Fehler?

Wir hatten zwei schöne Jahre. Aber der ETB hatte nicht die Qualifikation für die neue Bundesliga geschafft. Also habe ich mit 32 meine Karriere beendet. Ich hätte vielleicht noch das ein oder andere Jahr dranhängen können, aber ich wollte nicht diesen Abstieg vollziehen, nicht in der ersten Liga zu spielen.

Inwiefern sind Sie Schalke heute noch verbunden?

Ich bin bei jedem Heimspiel dabei, da hält mich nichts mehr in meiner Wohnung. Schalke ist schließlich meine zweite Familie. Da fühle ich mich sehr, sehr wohl. Auswärts bin ich leider nicht mehr so häufig dabei. Ich habe zwei Augenoperationen hinter mir und kann nicht mehr Auto fahren, weil mir das räumliche Sehen fehlt.

S04 ist nicht mehr der Bergarbeiterverein, den Sie als Spieler erlebt haben. Was macht für Sie heute den Reiz an Königsblau aus?

Der Slogan „Einmal Schalker, immer Schalker“ hat eigentlich alles zum Inhalt. Wer einmal von diesem Bazillus befallen ist, kommt davon nicht mehr weg. Natürlich werden die Zeitzeugen, die mich spielen gesehen haben, immer weniger. Aber sie haben ihre Erlebnisse und Geschichten auf die Nachfolgegenerationen übertragen. Deshalb sprechen mich auch jüngere Leute an: „Erzähl uns mal von früher.“ Und: „Darf ich ein Autogramm haben?“ Ich habe meine Autogrammkarten immer dabei, wenn ich über die Kurt-Schumacher-Straße gehe.

Sie sind der letzte Spieler, der mit Schalke Deutscher Meister geworden ist. Wann bekommen Sie einen Nachfolger?

Ich sitze in der Arena mit meinen alten Mitspielern Manni Kreuz und Willi Koslowski zusammen. Jedes Jahr hoffen wir darauf, dass es endlich soweit ist.

Aber würde dadurch nicht auch Ihr eigener Ruhm verblassen?

Nein, dem möchte ich widersprechen. Als uns der große Ernst Kuzorra 1958 zur Meisterschaft gratuliert hat, sagte er: „Endlich habe ich Nachfolger gefunden, endlich habe ich meinen Enkeln zur Meisterschaft gratulieren dürfen.“ Ich würde es auch so sehen, auch wenn ich mich nicht mit Kuzorra vergleiche. Es ist mein größter Wunsch, dass ich es noch erlebe. Es wird langsam Zeit, dass sich die Mannschaft beeilt. Man weiß ja nie, wie lange einen der liebe Gott auf diesem Erdball leben lässt.

Dann wären Sie aber nicht mehr der letzte Schalker Deutscher Meister.

Uns wird dadurch doch nichts weggenommen. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als die achte Deutsche Meisterschaft für Schalke und dass wir unseren Nachfolgern die Schale überreichen können.

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