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VfL Bochum
„Eine Mannschaft, die Spaß macht“

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VfL: Andreas Bergmann im Interview
VfL Bochum
15:30
FC Bayern München
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Es war freilich keine einfache Saison für den VfL Bochum. Im Interview mit RS lässt Coach Andreas Bergmann die Spielzeit noch einmal Revue passieren.

Freitagabend gegen 20.15 Uhr. Nach einem langen Tag an der Castroper Straße ist Andreas Bergmann in seiner Hamburger Wohnung angekommen. Hinter ihm liegt ein Brunch mit der Mannschaft, Transferbesprechungen mit Jens Todt – das hat geschlaucht. Am Telefon klingt der Coach stimmlich angegriffen. Nach einer emotionalen Achterbahnfahrt hat er am vorletzten Spieltag mit dem Sieg über Braunschweig zumindest den Worst Case verhindert.

Doch wenn er über die abgelaufenen Monate spricht, verfällt er nicht in Extreme. Worte wie „Horrorsaison“, „unglaubliches Verletzungspech“, oder gar „Katastrophe“ gehen dem Mann nicht über die Lippen. Nach seinen Erlebnissen rund um den Tod von Robert Enke gehören so drastische Formulierungen nicht mehr zu seinem Wortschatz. Und abschalten kann er noch immer nicht, wie er im Interview mit RS verrät.

Herr Bergmann, legen Sie jetzt einmal die Füße hoch und lassen den Sportteil links liegen? Nein, an ein Abschalten ist momentan noch nicht zu denken. Davon bin ich noch weit entfernt. Zu viele personelle Dinge sind noch zu regeln.

Was geht Ihnen bei einem Rückblick auf die Saison durch den Kopf? Dass es für die Mannschaft eine schwierige Saison war, deren Verlauf wir noch einmal analysieren müssen. Der knapp verpasste Aufstieg in der Relegation und die kurze Pause waren keine guten Voraussetzungen für den Neubeginn. Ich war ja noch nicht in Bochum, aber vielleicht waren die Erwartungen an dieses Team auch ein bisschen hoch gesteckt.


Was haben Sie bei Ihrem Start hier vorgefunden? Mein Start, das 0:4 gegen Paderborn, war ein einschneidendes Erlebnis. Ich habe eine völlig verunsicherte Mannschaft gesehen und habe das auch in der Kabine hautnah erlebt.

Ende letzten Jahres ging es dann aufwärts? Das kann ich leicht erklären. Zwar hatten wir schon mit Verletzungen zu kämpfen, aber in dieser Phase hatte ich fast immer die gleiche Mannschaft auf dem Platz stehen. Und so konnte man gegen Düsseldorf, Aue oder die Bayern auch erkennen, was möglich ist.

Gab es gegen Fürth den entscheidenden Nackenschlag? Ja. Wir hatten in der Winterpause mit Tese, Ostrzolek und Johansson drei Spieler abgegeben, dann verletzten sich im Trainingslager Fabian und Ginczek schwer. Anschließend spielen wir 25 Minuten in Fürth sehr gut und innerhalb weniger Minuten verabschieden sich Delura mit Kreuzbandriss und Aydin mit Schien- und Wadenbeinbruch. Danach gab es noch weitere Verletzungen mit Toski, Kopplin, Bönig und Concha, das gehört einfach zu einer Analyse dazu.

Machte sich in Ihrem Inneren einmal Resignation breit? Nein, auf keinen Fall! Eher dachte ich: ‚Das darf doch alles nicht wahr sein!‘

Wie ist das Verhältnis zwischen Sportvorstand und Trainer? Ich würde es als sehr gut bezeichnen. Und dies ist auch die Basis, um vernünftig zu arbeiten. Wir haben gerade in den schwierigen Phasen der Saison unsere Arbeit kritisch hinterfragt und einige Dinge durchaus konträr diskutiert. Da möchte ich auch das Funktionsteam mit einbeziehen, alleine geht es nämlich als Trainer nicht.

Was hat Sie am meisten geärgert? Dass die Mannschaft sich für gute Leistungen oft nicht belohnt hat. Besonders in den Heimspielen standen die Ergebnisse im krassen Gegensatz zu unseren Leistungen.

Und was war das schönste Erlebnis? Das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig - das war Begeisterung pur! Solche eine Gänsehautstimmung habe ich in Bochum noch nicht erlebt. Dieses Spiel hat mir einmal mehr gezeigt: Fußball ist nicht nur Tabelle. Es war ein Moment der Emotionen, der bewiesen hat, dass unsere Zuschauer ein feines Gespür haben. Dieses Erlebte macht mir unheimlich Mut für die Zukunft. Ich denke, dass die Fans unseren Umbruch mittragen und sich dadurch eine echte Perspektive aufzeigt.

Sprechen wir über Ihre Ziele für die kommende Saison. Jens Todt sagte schon vor einigen Wochen: Wir wollen mit einem durchschnittlichen Etat eine überdurchschnittliche Mannschaft aufbauen, die eine ordentliche Rolle spielen kann. Es gehört einfach dazu, unseren Fans offen und ehrlich zu sagen, dass wir vor einem schwierigen Neuaufbau stehen und deshalb nicht irgendwelche Luftschlösser bauen können.

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