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Frauenfußball
Dem Hype folgt wieder das Nischenprodukt

Frauen: Die Vermarktungsmaschinerie vor der WM
VfL Bochum
15:30
FC Bayern München
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Am 26. Juni beginnt die Frauenfußball-Weltmeisterschaft. Der Countdown läuft unaufhörlich runter. Das bekommen insbesondere die Nationalspielerinnen zu spüren.

Es vergeht wohl kaum ein Tag, an dem nicht eine Interviewanfrage eintrudelt. Der FCR 2001 Duisburg – mit gleich sieben Nationalspielerinnen in den eigenen Reihen – nahm dies zum Anlass, bereits im Februar zu einer allein dem Ereignis des Sommers gewidmeten Pressekonferenz mit den derzeitigen Objekten der Begierde zu laden. Neben den Nachfragen der Medien stehen außerdem Fotoshootings und Termine bei den Sponsoren auf dem Programm. So manch ein Werbespot wird in den nächsten Tagen wohl anlaufen, so manch eine Anzeige in Hochglanzmagazinen geschaltet und Marketingkampagne der WM-Sponsoren anlaufen.


Nicht ohne Grund wurden im Januar – übrigens erstmals in der Geschichte der DFB-Frauen – zwei Marketing-Tage in Düsseldorf durchgeführt. In über 20 Stationen, die 33 Spielerinnen aus dem erweiterten Kader wurden mit Laufzetteln ausgestattet, wurden die Wünsche der Partner umgesetzt. Ein Geben und Nehmen, schließlich wird die Hälfte des WM-OK-Budgets durch die nationalen Förderer – die Allianz, Commerzbank, Deutsche Bahn, Deutsche Post, Deutsche Telekom und die REWE Group – gedeckt.

"Die Nationalspielerinnen sind dicht mit Anfragen"

Alle wollen noch schnell ein Stück vom großen Kuchen abbekommen – ein Nischenprodukt ist der Frauenfußball in diesen Wochen und Monaten vor der Weltmeisterschaft de facto nicht. „Die Nationalspielerinnen sind dicht mit Anfragen“, sagt auch Hanns-Dieter Weber, Geschäftsführer der Firma contracts + relations Sportmarketing.

Der Shootingstar des deutschen Frauenfußballs: Fatmire Bajramaj (Foto: firo).

Besonders gefragt: die Leistungsstärksten wie Birgit Prinz, Nadine Angerer und Inka Grings, die Nachwuchstalente wie Alexandra Popp und Kim Kulig sowie die absoluten Shootingstars wie Fatmire „Lira“ Bajramaj und Simone Laudehr.

„Wenn eine Frau sportlich erfolgreich ist und gut aussieht, dann steht das doch für unseren WM-Slogan“, betonte OK-Präsidentin Steffi Jones in einem Interview. „20Elf von seiner schönsten Seite“ eben. Dass es dabei stets vereinzelte Spielerinnen sind, die herausstechen und besonders begehrt sind, hat bereits die Vergangenheit gezeigt. Nia Künzer beispielsweise war nach ihrem Golden Goal im WM-Finale 2003 in aller Munde.

„Die großen Sponsoren sollte man mitnehmen"

Wie nun umgehen mit dem Hype vor der WM? „Die großen Sponsoren sollte man mitnehmen. Aber die Spielerinnen sollten sich nicht um jeden Preis für alles vermarkten“, sagt Weber. Der 67-Jährige gehört zu den Personen, die bereits vor einigen Jahren in den Frauenfußball eingestiegen sind. Beim FCR Duisburg war er 2004 als Marketingleiter tätig. Die Initiatorin für die sich anschließende Einzelvermarktung war schließlich Laudehr. Die gebürtige Regensburgerin hat Weber schlichtweg überredet, ihre Interessen zu vertreten. Mit der Tätigkeit im Verein war das anschließend freilich nicht mehr zu vereinbaren. Wobei es hier eine bekannte Ausnahme gibt: Siegfried Dietrich. Der Manager des 1. FFC Frankfurt vermarktet mit seiner Agentur SiDi-Sportmanagement nicht nur den deutschen Rekordmeister, sondern auch zahlreiche Spielerinnen. Allerdings war es auch Dietrich, der den Frauenfußball in Frankfurt professionalisierte und in der Folge zu seinem der erfolgreichsten Vereine weltweit machte.

Seite 2: „Das große Business ist es nicht.“

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