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Nationalmannschaft: Keeper Enke fällt ein Vierteljahr aus
Adler gegen Mitfavorit Russland im Kasten

Nationalmannschaft: Keeper Enke fällt ein Vierteljahr aus
VfL Bochum
15:30
FC Bayern München
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Schock für Robert Enke, verhaltene Freude bei Rene Adler: Der Torwart von Bayer Leverkusen steigt in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aller Wahrscheinlichkeit nach früher als erwartet zur deutschen Nummer eins auf, nachdem sich Enke einen Bruch des Kahnbeins an der linken Hand zugezogen hat und voraussichtlich zwölf Wochen pausieren muss.

"Es tut mir wahnsinning leid für Robert, denn wir verstehen uns auch privat sehr gut. Das mussten wir alle erst einmal schlucken. Ich bin keiner, der sich über Verletzungen freut. Aber im Fußball ist es nunmal so, dass man durch Verletzungen oder wegen Roter Karten plötzlich zum Einsatz kommt, und dann seine Chance auch nutzen will", sagte der 23-jährige Adler im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Nach dem Ausfall des acht Jahre älteren Enke wird Adler sein Debüt im Nationaltrikot wohl am Samstag (20.45 Uhr/live in der ARD) im schon vorentscheidenden WM-Qualifikationsspiel des Vize-Europameisters in Dortmund gegen Russland geben, auch wenn sich Joachim Löw zwei Tage vor dem Schlüsselspiel in der Europa-Gruppe 4 noch nicht offiziell festlegen wollte. "Wir werden jetzt in aller Ruhe mit Rene Adler und Tim Wiese reden. Zudem setze ich mich mit Andreas Köpke zusammen, der die Leistungen der beiden zuletzt intensiv beobachtet hat und alle Fakten ausgewertet hat", sagte Löw dem sid.


Der Bremer Wiese, der erneut als dritter Mann für den Doppelpack gegen Russland und vier Tage später gegen Wales eingeladen worden war, hat ebenso wie Adler noch kein A-Länderspiel bestritten. Bayer-Schlussmann Adler, der bei der EURO überraschend den Vorzug vor Timo Hildebrand erhalten hatte und der auf Dauer ohnehin als Favorit Nachfolger von Jens Lehmann gehandelt worden war, steht bei Löw seit Monaten hoch im Kurs. "Er hat nach seiner Schulter-Operation relativ schnell wieder seine Form erreicht und eine gute Ausstrahlung auf seine Vorderleute. Er wird seinen Weg machen", meinte der Bundestrainer, der Enkes Verletzung im Training am Mittwochnachmittag als "sehr schade" bezeichnete.

Der Pechvogel selbst reagierte zunächst noch relativ gelassen. "Das ist natürlich sehr ärgerlich, aber es gibt Schlimmeres als einen Handbruch", sagte Enke dem sid, bevor er um 13.00 Uhr das DFB-Trainingsquartier in Düsseldorf Richtung Hannover verließ, wo er erst bei weiteren Untersuchungen bei einem Hand-Spezialisten die genaue Diagnose erfuhr. Er selbst hatte zunächst mit einer achtwöchigen Pause gerechnet.

Robert Enke im DFB-Trikot. Foto: firo

Bereits am Freitag wird Enke in der Abteilung für Handchirurgie am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg operiert. "Bei der Operation wird der gebrochene Knochen mit einer so genannten Herbert-Schraube stabilisiert", sagte 96-Mannschaftsarzt Wego Kregehr, der eine Pause von zwölf Wochen prognostiziert. Vor seiner Abreise hatte der 96-Keeper Adler gegen Russland aber noch viel Glück gewünscht: "Ich drücke ihm die Daumen und bin sicher, dass er ein gutes Spiel macht. Er packt das."

Adler selbst traut sich die Aufgabe zu. "Wir spielen bei Leverkusen ein ähnliches System wie in der Nationalmannschaft. Deshalb sehe ich da keine Probleme", sagte der gebürtige Leipziger, der trotz aller positiven Anzeichen nicht automatisch davon ausgeht, dass er gegen die Russen zwischen die Pfosten steht. "Das wäre ja vermessen. Ich bin froh, dass ich wieder bei der Nationalmannschaft bin und wollte mich im Training mit guten Leistungen anbieten. So sehe ich das auch weiterhin." Dass er gerne am Samstag zum Zuge kommen würde, ist aber auch klar: "Natürlich würde ich mich über mein erstes Länderspiel freuen. Schließlich habe ich seit Monaten darauf hingearbeitet."

René Adler steht vor seinem DFB-Debüt. Foto: firo

Für Adler wäre ein Einsatz in Dortmund nicht nur wegen der besonderen Brisanz des Favoriten-Duells eine außergewöhnliche Sache: "Falls ich spielen sollte, wird die Anspannung natürlich noch einmal steigen. Das war so vor meinem ersten Bundesligaspiel und wird vor dem ersten Länderspiel nicht anders sein. Aber ein Einsatz in der Nationalmannschaft ist noch mal eine andere Hausnumer."

Über mangelde Rückendeckung ihrer Mitspieler müssen sich aber weder Adler noch Wiese Sorgen machen. "Wir waren alle ein bisschen geschockt, aber wir müssen das wegstecken und das Beste daraus machen. Auch die beiden anderen Torhüter genießen unser hundertprozentiges Vertrauen", kommentierte Torsten Frings den Enke-Ausfall. Auch Oliver Bierhoff betonte, "dass wir glücklicherweise in Deutschland noch nie ein Torwartproblem hatten". Der Teammanager zeigte aber viel Mitgefühl mit Pechvogel Enke, dem das Malheur bei einer Faustabwehr ohne gegnerische Einwirkung passiert war: "Es tut mir wahnsinnig leid für Robert, der sich mit viel Geduld in die Nationalmannschaft gespielt hat."

Im Rennen um die Nummer eins wird Enke aber trotz des Rückschlags weiter eine Rolle spielen. "Wir haben noch keine Entscheidung getroffen und lassen uns auch nicht unter Druck setzen. Wenn wir uns festgelegt haben, werden wir bekannt geben, wer künftig bei uns die Nummer eins ist", erklärte Löw, der dem Hannoveraner eine "baldige Genesung" wünschte. Auch Adler räumte ein: "Robert hat sich in den ersten drei Länderspielen der Saison einen Vorteil erarbeitet. Das respektiere ich."

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