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Frank Schulz wird 50
Der "Vokuhila" ist überall gefürchtet

SSVg. Velbert: Frank Schulz wird 50
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13:00
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Eine Ikone feiert runden Geburtstag. Frank Schulz wird am Freitag 50. Dabei kann der Trainer der SSVg. Velbert auf eine bewegte Karriere zurückblicken,

Denn er war und ist auch heute noch gefürchtet, weil er sich nicht verbiegen lässt.

Schulz begann seine Laufbahn in Bochum. Der VfL holte ihn im Sommer 1983 von Westfalia Herne und landete mit der Verpflichtung einen Volltreffer. Denn nicht nur seine damalige „Vokuhila“-Frisur war Kult, sondern der Youngster entwickelte sich zu einem der treffsichersten defensiven Mittelfeldstrategen der Beletage. Im Schnitt knipste er in jedem vierten Match. Doch wegen finanzieller Engpässe musste Schulz für eine Millionen Euro nach Frankfurt verkauft werden. Für den VfL eine ganz bittere Pille, denn 1988 verloren die Bochumer das DFB-Pokal-Finale mit 0:1 ausgerechnet gegen die Eintracht und Schulz, der die Endspielteilnahme mit seinem goldenen Tor im Halbfinale gegen Werder Bremen (1:0) erst ermöglichte.

Daten zur Person Frank Schulz Geburtstag: 18. Februar 1961 Größe: 1,86 Meter Position: Mittelfeld Spiele 1. Bundesliga: 213 (44 Tore) Spiele 2. Bundesliga: 31 (5) Erfolge als Spieler: Drei Einsätze bei der Olympia-Nationalmannschaft. Deutscher Pokalsieger 1988 mit Eintracht Frankfurt. Deutscher Vizemeister 1992 mit Borussia Mönchengladbach. Stationen als Spieler: Alemannia Aachen, Borussia Mönchengladbach, VfL Osnabrück, Eintracht Frankfurt, VfL Bochum, Westfalia Herne. Erfolge als Trainer: Westfalen-Pokalsieger 2005/06 mit Westfalia Herne und die Qualifikation zur 1. Runde im DFB-Pokal 2006/07. Stationen als Trainer: SSVg. Velbert, Westfalia Herne, BV Cloppenburg, Lüner SV, TSG Dülmen, TuS Grevenbroich, SC Kapellen-Erft, M‘gladbach A-Jugend.

Schulz hat sich aber auch an der Seitenlinie einen Namen gemacht. Bei Westfalia Herne baute er aus dem Nichts eine Mannschaft auf, die über Jahre zusammengespielt, die Rückkehr in die Oberliga geschafft und den Einzug in den DFB-Pokal gefeiert hat. Mit der SSVg. soll spätestens im nächsten Jahr der Aufstieg in die Regionalliga gelingen.

Im RS-Interview lässt der Familienvater, der gerne noch einmal bei einem Bundesligisten arbeiten würde, seine Laufbahn Revue passieren.

Herr Schulz, vorne weg: Wer hat Ihnen in den 80er Jahren bloß zu dieser Frisur geraten?

(Schulz lacht): Meine Frau Samira. Ich habe sie zu meiner Zeit beim VfL kennengelernt und bin seit 1989 mit ihr verheiratet. Sie hat mir dazu geraten, damit ich mich von den anderen Leuten abhebe. Schließlich wollte ich mich nie anpassen. Aber ich gebe zu: Ich habe wie eine Seerobbe ausgesehen.

Schulz über sich selbst: "Ich habe wie eine Seerobbe ausgesehen."

Haben Sie für die „Vokuhila“ auch Sprüche kassiert?

Nein, denn wegen meines Aussehens und meiner Spielweise war ich in Gladbach und Frankfurt der Publikumsliebling. Bei der Eintracht haben mich die Fans damals „Django“ getauft, weil ich passend zu den Haaren auch immer eine schwarze Lederjacke getragen habe. Es war halt damals die Zeit und völlig okay.

Sie sind in Ihrer Karriere wie auch heute häufig angeeckt, weil Sie sich nichts vorschreiben lassen. Ist dieser Weg nicht manchmal mühsam?

Sicherlich, allerdings bin ich ein Gerechtigkeitsfanatiker. Deshalb habe ich mit den Schiris auch immer wieder Diskussionen über Grundsätzlichkeiten. Ich sage, was ich denke, allerdings immer mit dem nötigen Respekt der Person gegenüber. Damit können viele Leute nicht umgehen. Ich bin gradlinig und deshalb reiben sich die Kritiker an mir. Doch ich denke, dass dieser Weg richtig ist.

Frank Schulz hat sich nicht verbiegen lassen und auch ordentlich ausgeteilt.

Ihr „Näschen“ haben Sie auch auf dem Platz bewiesen.

Stimmt. Ich war ein „Schleicher“. Obwohl ich als defensiver Mittelfeldspieler hauptsächlich aufgeräumt habe, wusste ich, wann es gefährlich wird. Ich habe mich dann nach vorne gestohlen und getroffen. Meine Quote war gut.

Welche Spiele sind Ihre persönlichen Highlights?

Es gibt drei. Erstens: Die erste Profibegegnung mit dem VfL gegen Kickers Offenbach. Da haben wir zusammen mit Stefan Kuntz 1:0 gewonnen. Zweitens: Das Pokal-Endspiel. Die Nationalhymne auf dem Platz zu erleben, war einzigartig. Der dritte Höhepunkt war ein Brief, als ich die Einladung zur Nationalmannschaft bekommen habe. Das waren Gänsehauterlebnisse.

Ihr Treffer gegen Bayer Leverkusen ist im Mai 1992 zum „Tor des Monats“ gewählt worden.

Stimmt. Das war natürlich auch klasse, genauso wieder der 3:1-Sieg gegen Bayern München, als ich zwei Tore erzielt habe und abends im Sportstudio war. Es gibt viele schöne Momente.

Was sind den die Schattenseiten des Geschäfts?

Wenn man gute Leistungen bringt, muss man sie sofort ausnutzen. Denn ein Verein lässt einen schnell hängen, wenn es mal gesundheitlich nicht so läuft. Ich habe für die Borussia mein letztes Match gegen Bayern München bestritten. Danach habe ich mich verletzt und war drei Monate außen vor. Obwohl ich Spielführer war, hat niemand mehr mit mir gesprochen und ich bin auch nicht verabschiedet worden. Das Menschliche kommt einfach zu kurz. Sicherlich ist es nur ein Job, aber es stört mich trotzdem.

Frank Schulz vermisst manchmal die Menschlichkeit.

Welche Zeit möchten Sie nicht missen?

In Frankfurt hatte ich die erfolgreichste, aber in Mönchengladbach und Bochum die schönste Zeit. Ich hätte den VfL auch nie verlassen, wenn sie mich nicht hätten verkaufen müssen.

Was haben Sie gelernt?

Da fällt mir eine Anekdote ein. Ich war gerade beim VfL, als mir „Ata“ Lameck das Geschäft erklärt hat. Er sagte: „Wenn gleich der dicke Reporter reinkommt, zeige ich dir, wie es funktioniert.“ Er hatte damals Probleme mit einem Fußpilz und musste immer eine blaue Tinktur auf seinen Zeh schmieren. Der Journalist kam rein, „Ata“ zeigte seinen Zeh und stöhnte: „Wie die getreten haben, das gibt es doch gar nicht.“ Am nächsten Tag stand in der Zeitung: Lameck lässt sich für Bochum die Füße blau treten. Da habe ich gelernt, wie man Sachen steuern kann.

Was vermitteln Sie Ihren Spielern heute?

Talent alleine reicht nicht aus, um sich durchzubeißen. Man muss als Profi ein Ziel verfolgen und darf sich niemals umwerfen lassen. Man benötigt ein intaktes Umfeld und eine tolle Familie, damit man immer den nötigen Halt hat. Das hatte ich zum Glück. Außerdem ist es wichtig, Mensch zu bleiben. Man ist nichts Besseres als jeder andere Arbeitnehmer auch. Das darf man nie vergessen.

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