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SV Lippstadt 08: Farke
"Wir sind vom Erfolg überrollt worden"

Lippstadt: Sportdirektor Farke im Aufstiegs-Interview
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15:30
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Nach dem 3:1-Sieg am Montag darf sich der SV Lippstadt 08 als Regionalliga-Aufsteiger betrachten. RevierSport sprach mit Sportdirektor Daniel Farke.

Daniel Farke – wie war das jetzt nach dem eigenen Sieg und dem Ergebnis aus Rhynern am Montag? Durfte gefeiert werden oder, weil rein rechnerisch ja noch etwas schiefgehen könnte, noch nicht?

Es war tatsächlich nicht ganz einfach, das richtige Maß zu finden. Wir hatten vorher schon eine überragende Ausgangsposition und nun beträgt der Vorsprung bei vier ausstehenden Spielen von Bielefeld und Erndtebrück zwölf Punkte. Vom Torverhältnis sind wir auch sehr weit vorne. Das war gefühlt die Vorentscheidung. Es war okay, dass die Fans und die Spieler gefeiert haben. Die konnten auf der Rückfahrt auch mal ein halbes Bier trinken. Aber den einen Punkt, den wir noch brauchen, müssen wir schon noch holen. Deshalb haben wir offiziell auch noch nicht gefeiert, nur mit gebremstem Schaum.

Wie kommentieren Sie das letzte Jahr, in dem der Verein unheimlich viel erreicht hat?

Es ist einfach nur sensationell. Wir werden im Moment vom Erfolg überrollt. Wir wussten schon, dass wir auch in der Oberliga eine gute Mannschaft haben und eine gute Rolle spielen können, aber dass wir direkt durchmarschieren, das war nicht abzusehen.

Was hat Sie an Ihrem Team am meisten beeindruckt?

Ich muss den Jungs ein riesiges Kompliment dafür machen, wie sie gearbeitet haben. Das ist sensationell, vor allem die Konstanz in den Leistungen. So haben wir unser letztes Heimspiel in der Meisterschaft im April 2011 verloren. Aus den letzten 64 Meisterschaftsspielen in den letzten zwei Jahren haben wir drei Spiele verloren. Das ist einfach beeindruckend. Und der Aufstieg ist aus Ihrer Sicht damit auch verdient?

Die Mannschaft steht zurecht da oben, denn wir haben die meisten Punkte, die meisten Tore und die wenigsten Gegentreffer.

Wie gehen Sie nun das Saisonfinale an? Wird da experimentiert?

Wir werden das natürlich weiter ganz seriös angehen und gar nicht auf die Tabelle schauen. Wir haben schon in den letzten Wochen auf zwei, drei Positionen rotiert, das werden wir in den letzten Spielen fortsetzen, denn nach der vierten Englischen Woche stoßen die Spieler körperlich einfach an ihre Grenzen. Deshalb gab es nach dem Spiel in Gievenbeck auch mal zwei Tage frei. Nichtsdestotrotz wollen wir in Heven auch gewinnen. Und sollten wir dort punkten, dann ist auch freie Fahrt in Sachen Feierei angesagt.


Ist die Meisterschaft auch ein Ziel?

Ja, bei unserer Ausgangsposition auf jeden Fall, wir wollen uns belohnen und Meister werden.

Hinter den Kulissen wird gewiss eifrig für die Regionalliga geplant. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir sind sehr weit in unseren Planungen. Den Großteil des Kaders haben wir schon fix gemacht. Nach Benjamin Kolodzig vom FC Gütersloh haben wir jetzt auch Moritz Fritz aus Bielefeld als externen Neuzugang präsentiert. Einen Umbruch gibt es nicht. 16 oder 17 Spieler werden bleiben, hinzu kommen vier bis sechs Verstärkungen. Wir bleiben unserer Philosophie aber absolut treu.

Das bedeutet?

Im Moment ist der älteste Spieler in meinem Kader 27 Jahre alt. Diesen Weg werden wir weitergehen, wir werden junge Spieler mit viel Potenzial verpflichten. Jungs, die den Berg nach oben gehen und nicht schon auf dem Weg zurück ins Tal sind. Spieler, die auch bereit sind, einen ganz hohen Aufwand zu betreiben.

Wie sehen Sie den Verein strukturell aufgestellt?

Von den Rahmenbedingungen gibt es Vereine, die andere Möglichkeiten haben, das muss man auch mal klar sagen. Ich denke wir werden im nächsten Jahr der Verein sein, der mit dem geringsten Etat in die Regionalliga geht. Man darf nicht anfangen durchzudrehen. Man muss sich auch bewusst sein, dass es auch mal wieder zurück gehen kann. Mit dieser Philosophie sind wir bisher immer gut gefahren – und auch in der Oberliga sicher finanziell nicht den Schwergewichten zuzuordnen. Sportlich allerdings schon. Jetzt stehen noch die vier, fünf letzten Personalentscheidungen an. In den Gesprächen sind wir sehr weit und können in den nächsten Tagen Vollzug melden. Der Einzug in den DFB-Pokal ist bei den Verhandlungen mit potenziellen Zugängen bestimmt nicht hinderlich, oder?

Das hilft uns natürlich, keine Frage. Aber diese Summen, die so kursieren, 100.000 oder 120.000 Euro, das sind Bruttosummen, die man relativieren muss. Für Sicherheit und Organisation muss man davon schon viel wieder abziehen. Am Ende steht aber immer noch eine ordentlich fünfstellige Summe, die aber nicht in die erste Mannschaft gesteckt wird, sondern in die Infrastruktur. Wir haben baulich am Stadion viel für die Regionalliga zu tun. Die Ausgaben für das Personal werden wir nicht um einen Cent erhöhen. Also wird der SV Lippstadt keinen „Kracher“-Transfer verkünden?

Ganz im Gegenteil, denn die Regionalliga wird ein großer Kraftakt für den Verein. Dieser Schritt war eigentlich erst in drei oder vier Jahren geplant. Das Geld aus dem DFB-Pokal wird dazu genutzt, diesen Sprung etwas angenehmer zu gestalten und im operativen Geschäft gebraucht.

Auf den sportlichen Höhepunkt darf sich Lippstadt am ersten Augustwochenende ja so oder so freuen. Gibt es ein Traumlos?

Die Bayern sowie Dortmund und Schalke, die in unserer Region das größte Fanpotenzial haben, das sind natürlich die typischen Wünsche. Als Trainer sag ich mit einem Augenzwinkern einfach mal: Ich wünsche mir einen schlagbaren Gegner (lacht). Das Spiel ist natürlich gerade für die Spieler ein absolutes Highlight, aber mein Fokus gilt der Meisterschaft. Wir freuen uns, den Fans und der Region ein Highlight präsentieren zu können. Wir waren dieses Mal einfach mal an der Reihe – und jetzt ist es auch wurscht, ob es nun Bayern München oder Erzgebirge Aue wird. Wir nehmen alles mit.

In der Meisterschaft warten dann ja ebenfalls zuschauerträchtige Klubs.

Wir haben in den Derbys gegen Ahlen und Gütersloh oder gegen Wattenscheid ja auch in der Oberliga schon eine tolle Kulisse gehabt, aber Gegner wie Rot-Weiss Essen oder Alemannia Aachen sind natürlich noch mal absolute Kaliber, auf die wir uns extrem freuen.

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